Ulla Meinecke
Die Tänzerin
Die ehemalige Turnhalle ist heute ein Konzerthaus ….“Freiheit 15“ in Köpenick.
Es ist eine recht kleine Halle, bestuhlt und mit Beistelltischen für das Glas Wein oder den Cocktail.
Zu erst betritt der Mann am Keyboard die Bühne, klimpert vor sich hin, ihm folgt der Gittarist, der auch eine Art Schlagzeug bedient. Einführungsmelodien, die mir unbekannt sind, wollen einen Abend einläuten, der mir in Erinnerung bleiben wird. Dreißig Jahre begleitet mich diese Musik nun schon.
Obwohl ich sie noch nie gesehen habe, ja es sollte das erste mal sein, hab ich sie doch gleich erkannt.
Braunes Haar, dunkle Augen und ein bissel pummelig ist sie, weibliche Rundungen einer Dame, das mittlere Alter längst überschritten; nun hat sie die Bühne betreten.
Ihre Stimme ist noch immer diese etwas dunkle, verträumte, die Stimme einer jung gebliebenen Sängerin und Geschichten Erzählerin, einer Frau, die Gefühle in Worte zu fassen weiß.
Jedes ihrer Stücke wird von einer Story begleitet, eingeführt, ein Zusammenhang entsteht, das Publikum versteht die Intension der Texte.
Sie erzählt von ihrem Irland Aufenthalt, von Straßenmusikern in Dublin, singt ein altes irisches Volks- und Liebeslied auf englisch.
Sie ehrt Tom Petty, erinnert an ihn, singt eines seiner großen Stücke, interpretiert es auf ihre unnachahmliche Weise.
Sie schwärmt von Tom Waits, der ihr wohl ein großes Vorbild zu sein scheint, sie ist mutig genug, eines seiner frühen Stücke zu singen und ich hab Mühe meine Tränen zu verstecken.
Es folgen Sücke aus ihrer großen Zeit in den 80er Jahren, Musik, die mich in meine eigene Jugend zurück versetzt. Nach knapp zwei Stunden verneigt sie sich vor dem Publikum, bedankt sich, wie es sich für eine Sängerin ihrer Klasse gehört. Und doch, es kann nicht sein, da fehlt etwas. Es fehlt das Stück, auf das alle warten, das Stück, weswegen die meisten unter uns hier sind.
Sie weiß es natürlich, kommt wieder zurück auf die Bühne und singt:
„Du bist die Tänzerin im Sturm“
Ein weiteres und letztes mal suche ich das Taschentuch, bin glücklich und zufrieden, trinke meinen Wein aus, gehe nach Hause.
Danke Ulla!