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Die Ausstellung ruft die Zeit der Bohème in den 1960er und frühen 70er Jahren in Erinnerung. Damals entstehen an der West-Berliner Peripherie Galerien, Handpressen,
Theater und Künstlerkneipen. Was später zum Mythos Kreuzberg verklärt wird, nimmt hier seinen Anfang: Das widerständige Selbstbewusstsein der Frontstadt-Berliner:innen bekommt in Kreuzberg eine eigene Farbe, nicht nur in Abgrenzung von Ost-Berlin, sondern auch von der „besseren Gesellschaft“ in Charlottenburg, Wilmersdorf und Friedenau. Die von Kriegsruinen geräumten innerstädtischen Brachen erweisen sich als Nährboden für künstlerische Kreativität: In verlassenen Fabriketagen entstehen Atelier- und Werkräume, auf einer Brachfläche ein Kunstmarkt. Wer druckgrafisch arbeitet, profitiert von den Überresten des einstigen Zentrums der grafischen Industrie: ausrangierte Tiegel und Pressen, Blei- und sind schnell zu bekommen. Holz für Druckstöcke lässt sich aus
Altmöbeln vom Trödel gewinnen.
Die Menschen, die der Kreuzberger Bohème zugerechnet werden, sind in der Regel männlich - viele belastet von traumatischen Kriegserlebnissen. Während sich die intellektuellen Kaffeehaus-Bohèmiens früherer Jahre in Paris, Berlin und Wien an dem
Trauma ihrer bourgeoisen Herkunft abarbeiteten, fehlt den Kreuzberger:innen diese Sentimentalität. Sie entstammen wenig privilegierten Milieus, in denen sie ihre Lebenskunst entwickeln. Künstlerisch setzten sie auf Realistisches, auf Reproduzierbarkeit und begeben sich so in Opposition zur damals vorherrschenden
„Weltsprache Abstraktion“. Und sie organisieren ihre Angelegenheiten weitgehend selbst, unabhängig von Galerien und Kunstmarkt.
Mit über 400 Originalen – Druckgrafik, Ölgemälden, Zeichnungen und Aquarellen, die meisten aus Privatbesitz – vermittelt die Ausstellung einen Überblick über das Kreuzberger Kunstschaffenjener Zeit und das Milieu, in dem es gedieh. Zeitgenössische Fotos bekannter Fotografen wie Axel Benzmann, Dietmar Bührer, Chris Frey, Werner Kohn, Renate von Mangoldt, Will McBride und Alf Trenk sowie eigens für die Ausstellung produzierte Filme mit Original-Footage geben intime Einblicke in eine karge Welt voller
Witz, Einfallsreichtum und geistiger Getränke: das Kreuzberg der 1960er Jahre eben.
Das Ambiente der legendären Galeriekneipe Leierkasten stand Pate für die Ausstellungsgestaltung.
VORSCHLAG: Wer nach der Ausstellung noch Lust und Zeit hat, kann das Kurt-Mühlenhaupt-Museum in der Fidicinstraße 40 besuchen (geöffnet bis 19 Uhr, Eintritt im Ticket inbegriffen) www.muehlenhaupt.de
Kosten
6 €, ermäßigt 4 €
Teilnehmer 11 (4 Männer und 7 Frauen )
Max. Teilnehmer 11 (ausgebucht)
Max. Begleitpersonen Keine Begleitpersonen
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